… wenn alles glatt ginge. Ein kleiner Einblick in den Wahnsinn einer, die den »Club der bescheuerten Idealistinnen« anführen könnte.
Wenn sie nicht eh schon für drei Unternehmen verantwortlich wäre. Darf ich vorstellen, die multiplen Persönlichkeiten der Anne Bauer: freiberufliche Kommunikationsdesignerin seit über 30 Jahren, seit 2017 Vorstandsvorsitzende des Marli Bossert Stiftung e.V., seit Dezember Geschäftsführerin der eigenleben gemeinnützige GmbH. Alle gemeinsam versuchen gerade den »Raum für eigenleben« im Univiertel zu realisieren. Was diese drei Funktionen an rechtlichen und finanzrechtlichen, teils existenzgefährdenden Stolperfallen beinhalten, bereitet mir schlaflose Nächte. Das hätte ich nie geahnt!
Was ich auch nie geahnt hätte, dass sich so viele versprochene und bereits zugesagte Förderungen für unser Leuchtturmprojekt in Luft auflösen. Teils wegen Corona, wobei das Argument gerne auch diejenigen beanspruchen, die unter der Krise sicher nicht leiden.
Teils, weil wir als nicht gewinnorientierte Organisationen keinen Anspruch auf normale Wirtschaftsförderungen haben. Nicht mal eine Kautionsversicherung bekommen wir, wir müssen die Summe in bar aufbringen!
Und zum größten Teil, weil viel zu wenige Fördergeber strukturelle und investive Maßnahmen unterstützen. Tatsächlich haben wir nur eine einzige Förderzusage für Anschaffungen in der benötigten Höhe. Andere haben angeblich Sorge in ein Café zu investieren, das ja Einnahmen erwirtschaften soll, und damit einen Präzedenzfall für andere Gastronomen zu schaffen. Als ob auch nur ein einziger Gastwirt oder anderer Unternehmer, der von seiner Arbeit leben möchte, sich den Wahnsinn der Gemeinnützigkeit antun würde, um ein paar tausend Euro Fördersumme beantragen zu können. Absurd.
Ich habe in den letzten Monaten ca. 40 Anträge, Anfragen, Ausschreibungen und Bitten um Unterstützung ausgesendet, bisher sind 28 Absagen da. Wenige Anfragen sind noch offen, die Hoffnung schwindet immer mehr. Dafür steigen die Kosten, wie es bei solchen Projekten ja die Regel ist.
Keine andere Chance, ich musste einen Kredit aufnehmen, für den ich privat hafte. Denn klar, wer bekommt keinen Gründungskredit? Gemeinnützige. Dieser Kredit muss in den nächsten drei bis vier Jahren zurückgezahlt werden, denn sonst riskieren wir … richtig: die Gemeinnützigkeit.
Die Einnahmen aus dem Café werden wohl gerade für den laufenden Betrieb reichen. (Wenn uns jetzt nicht zusätzlich noch der Amtsschimmel das Genick brechen will – es bleibt leider aufreibend.) Eine Regelförderung der Stadt ist wegen Corona-Sparmaßnahmen nicht in Sicht. Leider sind auch alle anderen Versuche gescheitert, Hilfe für Gehälter und Honorare zu bekommen. Man kann aber so ein vielschichtiges Projekt wie eigenleben nicht nur mit Ehrenamtlichen stemmen, das wäre alleine an Koordinationsaufwand ein Wahnsinn.
Ich werde also wohl weiter meine persönlichen Altersrücklagen verbrauchen. Ehrenamt in 7-Tage-Woche lässt wenig Zeit um zahlende Kunden zu akquirieren und zu betreuen.
Wenn jetzt jemand sagt »Hättest es ja nicht machen müssen!« …
Was sagen Sie dazu?